Tagebuch für Demian Leonhard

Demian, hier hast Du Flügel und ein Schwert. Dein Papa und Dein großer Bruder können nun leider nicht mehr für Dich kämpfen ... verraten und verkauft. 


Tagebuch für Demian Leonhard, meinen kleinen Sohn

Das gesprochene Wort verhallt, das Geschriebene verblasst. Damit all das, was zwischen uns ist und war, nicht in Vergessenheit gerät, fange ich an, hier alles niederzuschreiben. Wenn Du alt genug bist, wirst Du vielleicht Freude daran haben hier nachzulesen was einst gewesen ist und verstehen. Auch weil ich die Befürchtung habe, daß Dich meine Botschaften bald nicht mehr erreichen werden.

 

Mittwoch, 3. Juli 2013, Niederbieber

Heute Abend hast Du mir und Passy das erzählt, was wir schon lange vermutet haben: Du mußt mit Deiner Mama in den Sommerferien nach Hamburg ziehen. Mit ihr, die noch eine Woche vorher behauptet hat, daß das eine Lüge sei. Du selbst sagst, daß Du nach Hamburg willst, weil Du Deinen Ex-Kindergartenfreund Noah, der Ende September 2012 dorthin gezogen ist, mehr vermisst als Du Deinen Papa, Deinen großen Bruder Passy, Alex, Deinen Opa, Bibi, Sina, Bolle, Milli, Deine Tante Gabi, Nico und Deine Freunde aus dem Kindergarten vermissen wirst. Ich bin entsetzt und frage mich, wie lange und wie oft Du dieser Gehirnwäsche schon ausgesetzt gewesen bist. 

 

Freitag, 5. Juli 2013, Torney, Kindergarten

Heute ist Dein letzter offizieller Tag im Kindergarten. Gemeinsam mit Bibi und Deinem Opa feiern wir Deinen "Rausschmiss" aus dem Kindergarten, bewundern Deine erlernten Judo-Künste samt der Verleihung des gelb-weißen Gürtels und celebrieren den Gottesdienst mit Dir gemeinsam, bei dem Du Dein blaues Band vom Kindergarten bekommst, als Zeichen des Bandes, das Du dort geknüpft hast und das Dich dort verbindet. Dein Abschied vom KiGa ist allerdings ein anderer als der Deiner gleichaltrigen Kameraden. Du wirst diese Stätte wohl kaum nochmals besuchen und erzählen können, wie es Dir in der Schule ergeht. Das es für Bibi und Deinen Opa ein Abschied, wahrscheinlich für immer oder zumindest für eine lange Zeit ist, kannst Du mit Deinen 6 Jahren heute noch nicht begreifen.


Mittwoch, 10. Juli 2013, Andernach, Rheinanlagen

Einer der letzten Papatage am Mittwoch, die wir gemeinsam verbringen dürfen. Den Mittwoch, den uns Deine Mama schon Anfang des Jahres rauben wollte, obschon Sie schon da Ihre Planung in den Norden hatte, um den ich hart gekämpft und für uns gewonnen habe. Hier in Andernach, unweit der Stätte meiner Arbeit und es schien es mir, als wolltest Du von den Orten, an denen wir mit dem Fahrrad vorbei kamen, Abschied nehmen, an jedem Platz noch einmal das ins Gedächtnis rufen, was wir dort gemeinsam erleben durften. "Papa, weißt Du noch wie ich hier ..." und "Papa, erinnerst Du Dich noch was hier ..." waren die meistgebrauchten Sätze von Dir, Worte, die mir einige Male die Tränen in die Augen schießen ließen, die ich mir schnell und verstohlen aus den Augen wischte, damit Du das nicht merkst. Du fährst schon fantastisch Fahrrad, aus Sicherheitsgründen immer nur mit Helm und beim Klettern kann es Dir nicht hoch genug gehen. Am Ende zeigtest Du mir nochmals in echter "Rowdymanier" wie Du Bremsspuren in den Schotterparkplatz gräbst und machtest mir den unnachahmlichen "Rinnenflitzer" in der Ludwigstraße. Augenblicke, ganz tief und unauslöschlich in meinem Herzen eingebrannt.


Freitag, 12.07. bis Sonntag 14.07.2013, Abschied von Bornich

Ein schönes und harmonisches Wochenende mit Dir ist nun vorüber, ein Wochenende im Kreise all jener Menschen, die Du hier in Deinem zweiten Zuhause kennenlernen durftest. Ein Wochenende, was leider geprägt von Verabschiedungen war, wissen wir ja leider immer noch nicht, wann wir uns das letzte Mal sehen werden. So müssen wir leider davon ausgehen das es Dein letztes Papa-Wochenende war. 

 

Ein Abschied von Nico, dem Freund und Nachbarsjungen, bei dem es praktisch war, dass man einen Freund direkt nebenan hatte, der nur über den Zaun klettern mußte, um Dir einen Besuch abzustatten und der des Öfteren dann winkend mit seinem Lausbubengesicht vor der Terrassentür stand um mit Dir zu spielen. Ihm und Dir gab ich zum Abschied ein Symbol Eurer Freundschaft, einen Thorshammer aus Holz, das Zeichen Thors, damit dieser über Euch beide und über Eure Bande wachen soll. Auch ich trage einen Thorshammer bei mir und gehöre so ebenso zu Eurem Freundschaftsbund. Pass auf das Amulett auf, Demian und lass es Dir nicht nehmen, so wie viele andere Geschenke von uns, die plötzlich verschwunden waren.


Abschied von Bolle, Deinem Kumpel, der über Dich wachte und Dich vor allem beschützte, der Dir zum Abschied noch einmal die Pfote gab und der auch spürte, das es nicht der Abschied war, der sonst von statten ging, als Du ihm nochmals liebevoll über sein dunkles Fell streicheltest. 

 

Abschied von liebgewordenen Ritualen, dem Kuchen-mit-Schokoguss-bestreichen und mit-Smartes-dekorieren, dem Eieranstechen-vor-dem-Frühstück, was niemand so perfekt machte wie Du, ebenso von den gemeinsamen Zahnputz-und-Gurgel-Ritualen bei denen Du nach dem Zähneputzen natürlich die tollste Melodie von uns Dreien gurgeln konntest. Abschied von gemeinsamen Handarbeiten im Keller, wo kein anderer so perfekt das Holz schleifte oder verzierte wie Du. Abschied von Deinem geliebten "Klammerverstecken" im Garten bei dem Du eine diebische Freude daran hattest, wenn wir wieder einmal nicht bemerkt haben, daß Du uns eine Klammer an den Pulli gepinnt hast.


Abschied von Alex, mit der Du fabelhafte Wolkenreisen in Gedanken unternehmen konntest und mit der wir gemeinsam eine eigene kreative und ideenreiche Lego-Welt erschufen, rund um Blondie, die Tippsin, Rudi, Törmy, Kurt und Klaus und die ganzen Szenerien rund um die Polizeistation und den Hot-Rod Service. Alex, die Dich bewundert hat, wenn Du ihr all Dein Können und Dein Neuerworbenes präsentiert hast. 

 

Abschied von den Papa-Wochenenden, den Wochenenden, wofür Alex und ich so lange gekämpft, gewonnen und doch letztlich nicht lange geniessen durften, da es Deine Mutter erst zu lange zu verhindern gewusst hat und nun mit der Entfernung zunichte macht. 

 

Abschied von Sina, Deiner großen Schwester und Timo, Deinem Lego-Magazin-Kumpel sowie von dem ganzen Rest der Familie, der Dich ganz unkompliziert und selbstverständlich in deren Mitte aufgenommen hat und Dich von Anfang an als Familienmitglied willkommen geheißen hat. 

 

Abschied von Bornich, Deinem zweiten Zuhause bei Alex und mir, Abschied vom Babyweg, den plötzlich auftauchenden "Rennbabies", von der Kieskaut, vom Pfaffenthalsweg und vom Bornicher Ortsschild, von der "Zauberburg" in Braubach, die sich jedes Mal auf der Heimfahrt vor uns versteckt hat, zum letzten Mal oder für ganz lange Zeit. Und wie ein Omen mussten wir am Freitag auf der Hinfahrt feststellen, dass mir nun auch der der kleine Junge in Koblenz nicht mehr von der Jasto-Werbung zuwinkt, vielleicht musste auch er fortziehen, so wie Du ...


Ob Du uns nochmals besuchen kommst, steht in den Sternen. So haben wir die Befürchtung, daß es außer dem Finanziellen auch daran scheitert, daß wir von Deiner Mutter in gewohnter Manier nur Termine bekommen, an denen wir garantiert nicht können, so wie sie es seit dem 22. April für unsere Planung der Sommerferien 2013 getan hat, obschon sie ja damals angeblich noch garnicht vor hatte, nach Hamburg zu ziehen. 

 

Gewohnte, liebgewordene, unbeschwerte Stunden, eine heile Welt, unsere gemeinsame heile Welt, die dieses Mal leider mit vielen Tränen endete. Dir geht es nicht gut hast Du mir im Auto mitgeteilt, bevor Du auf der Fahrt zurück eingeschlafen bist. Mir und Alex auch nicht. Wir freuen uns auf die nächsten Tage mit Dir, wie viele das auch sein mögen.

Mittwoch, 18. Juli 2013, Neuwied, Abenteuerspielplatz

Auf Deinen ausgesprochenen Wunsch hin hat sich Alex gerne frei genommen und kommt an einem der letzten Papatage am heutigen Mittwoch mit. Als ganz große Freude erweist es sich dann auch noch das Dein großer Bruder ausnahmsweise einmal Mittwoch frei hat und uns ebenso begleiten kann. Und so ziehen wir mit der ganzen Truppe endlich mal wieder auf den Abentuerspielplatz nach Neuwied, wo Du uns Dein ganzes Können präsentierst.


Auf der Seilbahn und auf dem Kletterparcours bist Du sowas von sicher, hast Deine Fertigkeiten seit dem letzten Jahr ausgebaut, zeigst uns dein gesamtes Repertoire und scheuchst uns drei über den Spielplatz. Alex muß mit auf die Berge klettern, Pascal muß Dich auf der Seilbahn anschubsen und mich forderst Du immer wieder auf mit auf die Kletterburg zu gehen. Selbst das Trampolin bleibt von Dir und Pascal nicht verschont.


In der Pause trinkst Du Deinen geliebten "Wilde Kerle" Drink knabberst in Deiner Dir eigenen "Knurpsi"-Manier ein paar Nüsse und spielst Deine Lieblingsspiele mit "Griseldis" und meinem iphone. In einem kurzen Moment lässt Du von Deinen Spielen ab und erzählst uns, daß Du doch viel lieber hier bleiben möchtest. So langsam wird Dir jetzt klar, was ein Umzug nach Hamburg bedeutet, jetzt wo Deine Spielsachen und Möbel langsam in Kartons verschwinden und sich Dein zuhause in Niederbieber langsam leert. 



Der Abschied von Deinen Freunden und Spielkameraden hier in Niederbieber wird nun deutlicher, steht wohl nun kurz bevor, auch die Gewissheit, daß in "Eurer" Wohnung dann eine anderen Familie lebt und Du nach sechs Wochen nicht wieder zurück kommen kannst, wenn es Dir dort doch nicht gefällt wie Du noch am letzten Wochenende meintest. 

 

Die zwei von Dir gefundenen Rabenfedern hast Du uns mit nach Hause nach Bornich gegeben. Da kannst Du sicher sein, daß sie dort bis zu Deiner Heimkehr auf Dich warten, so wie wir es tun werden. Zwei Rabenfedern, vielleicht von den Raben Odins, dem höchsten Gott der Wikinger, der uns damit seine Zustimmung für unseren Freundschaftsbund gibt, die Federn von Hugin, dem Gedanken und von Munin, der Erinnerung, ein Zeichen, daß wir immer an uns denken werden und die Erinnerung an das Gewesene niemals verblasst?!

 

Wie wird es nun weitergehen? Werden wir am nächsten Mittwoch noch zusammen sein können? An dem darauf eigentlich folgenden Papa-Wochenende? Wann werde ich Abschied von Dir nehmen müssen, Dich zum letzten Mal fest an mich drücken dürfen und Dir sagen das ich Dich ganz doll lieb habe? Bald schon werde ich nicht mehr bei der Verabschiedung sagen können "bis Mittwoch" oder sogar "bis Freitag". Wie werden die mittwöchentlichen Papa-Tage ohne Dich werden? Ich vermisse das und Dich jetzt schon.

Mittwoch, 24. Juli 2013 Weißenthurm, Niederbieber

Heute also ist der letzte Papatag. Der Tag vor dem ich mich so gefürchtet habe, meinen kleinen Sohn nochmals in die Arme zu schließen bevor er auf eine lange Reise geht, Ziel bestimmt, Wiedersehen unbestimmt. Aber Du machst es mir einfach. Beim Abholen bei Deinem Freund Felix in Weißenthurm muß ich mich erstmal gegen den Überfall einer Streitmacht erwehren, trotz Holzschwert und langer Gegenwehr werde ich dann letztendlich doch von Euch beiden Rabauken entwaffnet und auf der Terrasse gemeuchelt.


Du entscheidest, daß du den letzten gemeinsamen Mittwoch bei Pascal verbringen möchtest. Bei Wasser und Hot-Dogs geniesse ich die letzten Stunden an Deiner Seite und auch Du kuschelst Dich beim Spielen eng an mich, ich rieche Deine Haut, streichele Dir über den Rücken und Deine Haare und sage Dir das ich Dich ganz doll lieb habe. Dein großer Bruder präsentiert Dir stolz seine neuerworbene Kirmes-Errungenschaft, den Feuerwehrwagen, Du bist ganz fasziniert von dem Spielzeug und wir müssen damit sogar für die letzen Minuten noch auf die Straße gehen.


Den Abschied machst Du mir leicht, Du verabschiedest Dich wie immer von mir. Auch wenn ich Dir in dem Moment kein "bis Mittwoch" oder "bis Freitag" sagen kann. Mich macht das sehr traurig. Zum Glück kannst du mit Deinen sechs Jahren noch nicht begreifen wie lange unsere Trennung nun dauern wird, darfst Du doch, laut Deiner Aussage, mit Sicherheit in den nächsten Sommerferien (2014) zu mir …

 

Demian, ich habe Dich ganz doll lieb. Bis dann, wenn wir uns wiedersehen. 

Donnerstag, 25. Juli 2013, Bornich, Niederbieber -> Hamburg

Heute ist also der Umzugstag (Überraschung !!!) wie ich gestern vor Gericht erfahren habe. Alle Beteiligten wissen, wie wir um Dich gekämpft, alles gegeben haben, aber dennoch keine Möglichkeit hatten, es zu verhindern. 

 

Auch wenn ich dazu nicht meine Zustimmung gegeben habe, wünschen wir Dir dennoch eine gute und sichere Fahrt, mögen die Götter über Dich wachen und Deinen Weg beschützen.

 

Danke. 

Danke all jenen, die mir Ihre Wertschätzung und Teilnahme in den letzten Wochen gezeigt und bewiesen haben. Ganz besonders meiner geliebten Frau Alex, die mir in all den ganz dunklen Stunden beigestanden hat, danke an Sina und Timo, die gedanklich immer an unserer Seite waren, danke an Pascal, unseren großen Jungen, der gemeinsam mit uns gelitten und gehofft hat, danke an Bibi, Demians Patentante, die immer für mich da war und Anteil genommen hat, danke an Jan und Frank, es ist schön Freunde wie Euch und Eure Unterstützung zu haben. Danke an meinen Papa und meine Schwester Gabi, Anker meiner Kindheit, sicherer Hafen meiner Vergangenheit. 

Danke.

Danke an Papa Erich und meinen Schwager Klaus, die noch garnicht so lange in meinem Leben sind aber dennoch immer um mich besorgt waren. Danke an Michael und Marion vom Tempora Historica und an Mustafa, meinen Freund, die Demian genau wie Pascal, Alex und ich, ebenso Flügel und Schwert gesendet haben, danke an Michel, der immer ein offenes Ohr für mich hatte. Danke an meinen Wegbegleiter am gestrigen Tag vor Gericht, der mir Sicherheit und Unterstützung an diesem Tag gegeben hat und mir den Glauben an "Recht" bewahrt hat. Ich hoffe ich habe jetzt niemanden vergessen.

 

Danke. 

Danke auch allen anderen Geschwistern und Verwandten von denen ich keinerlei Zuspruch oder Interesse erfahren durfte. Auch ihr habt mir damit gezeigt, welchen Stellenwert ich bei euch habe und welche Wertschätzung ihr mir entgegenbringt. 

Freitag, 26. bis Sonntag 28. Juli 2013, Bornich

Das erste Papa-Wochenende was nicht stattfindet, da Du nun nicht mehr da bist. Die Leere im Wikingerzimmer ist für mich greifbar, die Stille in vielen Momenten im Haus fühlbar. Alles erinnert an Dich, Momente, in denen wir in Deinem zweiten zuhause zusammen waren, wieder wachgerufen. Vieles wird nun nach neu erhaltenden Informationen klarer, Puzzlestücke fügen sich zusammen, ergeben ein noch deutlicheres Bild dessen, was sich über Monate entwickelt hat. Anrufe und Nachrichten derer, die genauso entsetzt über die Geschehnisse sind wie wir, erreichen uns, zeigen uns, daß auch ein verlorener Kampf, den wir bis zuletzt geführt haben, nicht sinnlos war. 

Mittwoch, den 31. Juli 2013

Es ist jetzt Mittwoch, der letzte Tag des Monats Juli, der erste Mittwoch, der seit langer Zeit kein Papa-Tag ist. So lange, daß ich mich kaum daran erinnern kann, wie ein Mittwoch ohne Dich ist, vor allem seit dem ich jetzt weiß, daß Du viele Meilen von mir entfernt bist und auch der nächste, kommenende Mittwoch wiederum kommen wird, ohne das wir zusammen sein können und das gilt ebenso für die darauf folgenden Wochentage, die in der Mitte der Woche liegen. Alleine auf dem Spielplatz, an dem Ort, wo wir viele glückliche und unbeschwerte Stunden miteinander verbracht haben. In diesem Moment fällt mir eine Szene aus Herr der Ringe ein, Theoden von Rohan, allein gelassen und ohne Hoffnung.


Wo sind Reiter und Roß und das Horn, das weithin hallende ?

Wo sind Harnisch und Helm und das Haar, das glänzend wallende ?

Wo ist die Hand an der Harfe ? Wo ist das lodernde Feuer ?

Wo nun Frühling und Herbst und voll reifen Kornes die Scheuer ?

Lang vergangen wie Regen im Wald und Wind in des Ästen;

Im Schatten hinter den Bergen versanken die Tage im Westen.

Wer wird den Rauch des toten Holzes sammeln gehen

Oder die flutenden Jahre vom Meer wiederkehren sehen?


Wo ist mein Junge, wo ist der Mützenmann, das Kind, was ich Aufwachsen sehen wollte?

Wo ist mein Knurpsi, der mir Mittwoch für Mittwoch mein Knäcke und meine Fleischwurst stahl, 

wo ist mein Kind, daß mir die Mitte der Woche hell und klar erstrahlen ließ, 

wo ist mein Sohn, mit dem ich Köstume bastelte und Papierflieger faltete

dessen heitere Natur mich immer wieder in Erstaunen versetzte 

und sein kindliches Wissen mich Schmunzeln ließ ?
Wer sucht nun mit mir nach Steinen am Rheinufer,

beobachtet die Kräne bei der Arbeit im Hafen

und rennt mit mir durch die Rheinanlagen immer einen Schritt voraus?

 

Die Stätten an denen wir zusammen weilten sind verwaist, die Spielgeräte leer, die Orte verlassen und liegen einsam in der Sommersonne. Die Tage am Mittwoch, die Papa-Tage, öd und leer, voll von Vermissen und Sehnsucht nach meinem kleinen Sohn. Kein Vater sollte sein Kind verabschieden müssen, kein Papa sein Baby entführt bekommen, keine Sehnsucht nach Menschen, die wir lieben, sollten unsere Herzen schwer und dunkel machen.


Ein Stein in meiner Hosentasche, der mich überall hin begleitet, zwei Rabenfedern zu Hause, Dein verwaistes "Wikinger-Haus" in unserem Garten und ein Thorshammer aus Holz sind die Zeichen die mir bleiben und mich jeden Tag an Dich erinnern und die mir die Entfernung zu Dir ein wenig näher machen. Das kurze Telefonat mit Dir, als ich Dich beim Fernsehen gestört habe, in dem Du mir kurz und knapp mitgeteilt hast, daß Du bislang "Vieles und Schönes" in Hamburg gemacht hast klang sehr abgeklärt und eingespielt und nicht nach einem 6-jährigen und konnte die Entfernung, die zwischen uns liegt, nicht eine Sekunde vergessen machen.


Wenn auch ihr Demian Flügel und Schwert senden oder etwas anderes Nettes mit auf den Weg geben wollt, dann schreibt ihm doch bitte hier eine Nachricht oder Eure Wünsche für die Zukunft. Danke.